Berliner Geschichten - Ein Abschied

Episode

von

Colin Vaupel

 

7 Jahre, 11 Monate, 27 Wochen, 13 Tage und ein paar Stunden...

... eine schöne Zeit, wenn ich bedenke, dass immer, wenn ich nach Hause kam, jemand da war. Jemand, der mir oft über meine Einsamkeit hinweg geholfen hat.

Ja, es war eine gute Zeit mit Dir.

Nur ...

Jetzt bin ich froh, dass es zu Ende ging, bin ich froh, dass Du raus bist aus meiner Wohnung.

Jetzt ist es wenigstens ausgestanden. Mein Gott ist das herrlich. Diese Ruhe auf einmal, niemand da, der mich stört. Ja stört, wie oft hast gerade Du mich von Dingen abgehalten, die viel wichtiger gewesen wären; wie lange habe ich zum Beispiel kein gutes Buch mehr gelesen oder selber etwas geschrieben.

Nun reg' Dich mal nicht auf, ich weiß ja: ich habe Dich selbst rein geholt in meine Bude...

Nur war es nie geplant, dass Du Dich für so lange einnistest.

Ach was soll es - jetzt bist Du endlich weg und ich kann mich mal wieder so richtig auf mich konzentrieren.

Ich habe bereits angefangen zu Schreiben - ja, Du hast richtig gehört: schreiben hab ich gesagt; schon 2 ganze Din-A-4-Seiten habe ich dazu verwand Worte aneinanderzureihen.

Was ich schreibe willst Du wissen?

Meine Memoiren; kommst Du auch drin vor. Wirst Du schon sehen.

Ja ich hab' ein neues Leben angefangen, so wie es sich gehört und Du - kannst nichts dagegen tun. Im Hintergrund dezente Musik, ich glaube Moody Blues und so.

Weinst Du?

Ob ich Dir böse bin?

Nein. Ich hab's doch selber so gewollt.

Ja.

Nein. Ich werde Dich nicht vergessen. Mach es gut...

und...

und dank Dir schön für alles.

“Gern geschehen.“ sagst Du?

Ja, ja, so warst Du immer: geduldig, nie hast du was gefordert...

na ja mach's gut alter Freund.

Mach's gut, mein dereinst so heiß geliebter Fernsehapparat.

                                                                                                                                                    

                                                                                                                                                         © Text Colin Vaupel - Music by Frutti Martinez